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„Wenn du Macht willst, rüste zum Krieg!“

„Wenn du Macht willst, rüste zum Krieg!“

Meine Name ist Filip Blazanovic. Ich bin Familienvater, Mittelschullehrer, ehemaliger Sportjournalist und seit vier Jahren Obmann des Sportvereins Sportfreunde Pottschach. Jetzt will ich auch noch Geschichtenschreiber werden. Hier eine Kostprobe meines bescheidenen Könnens! Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt…

 

Einst begab es sich in den Blüten des römischen Reichs, dass ein neuer Kaiser an die Macht kam. Sein Name war Josephus Flavius, er hatte sich als treuer Diener des damaligen Kaisers Gaiius Johannus an die Spitze des Reichs gearbeitet. Er war gebildet, er war loyal und hatte viel von seinem Vorgänger gelernt. Er ließ das alte Rom in neuem Glanz erstrahlen, in dem riesigen Colosseum vergossen zahlreiche Gladiatoren ihr Blut für ihr Vaterland. Josephus Flavius machte alles richtig. Josephus Flavius wurde zu einem der bedeutendsten Feldherren der Antike, sein Heer wurde gefürchtet. Die Jahre vergingen, der Imperator gewann stetig an Macht. Das Volk liebte ihn dafür!

Aus Josephus Flavius wurde Josephus, der Mächtige!

Josephus Flavius wusste, was zu tun war. In seinem Senat saßen ausgewählte und treue Diener. Er scharte sie um sich und machte sie zu seinen Jüngern. Sie gehorchten ihm bedingungslos. Ganz selten gingen auch Schlachten verloren, doch der Imperator zog immer die richtigen Lehren daraus. Das machte ihn immer stärker.

Aus Josephus, dem Mächtigen wurde Josephus, der Starke!

Die Jahre vergingen, Josephus Flavius gewöhnte sich daran, Probleme zu lösen. Oft sagte er sinngemäß: „Entweder ich finde einen Weg, oder ich baue einen!“ Durch den reichen Erfahrungsschatz wusste der Kaiser auf jede Frage eine Antwort. Er war belesen, er war geschickt, er wurde mit der Zeit immer weiser.

Aus Josephus dem Starken wurde Josephus, der Weise!

Kein anderer Herrscher des römischen Reichs hielt sich so lange an der Spitze! Er begann, seine Treuen nicht mehr beim eigenen Namen anzusprechen. Zum Beispiel sagte er: „Weiß der Kommandeur der Legionen nicht, dass der Schlachtplan falsch ist?“ Wenn er zornig war, zeigte er mit seinem Zeigefinger zum Himmel und drohte seinen Untergebenen mit dem Zorn der Götter: „Auch wenn ich noch so alt werde, es wird sich kein besserer finden!“ Das Volk glaubte ihm.

Aus Josephus, dem Weisen wurde Josephus, der Einzige!

Und weil er sich dachte, „Was man wünscht, das glaubt man gern!“ sah er sich bald auf einer Stufe mit den Göttern. Doch das stellte sich als Irrtum heraus! Götter leben ewig, Menschen werden alt! Auch vor Josephus Flavius machte diese Entwicklung nicht Halt. In diesen Zeiten begab es sich bei Sitzungen des Senats, dass Josephus Flavius seine treuen Untertanen manchmal denunzierte. Er tat es nicht absichtlich, doch die Jahre hatten Spuren hinterlassen! Er wirkte grantig, er wirkte verbittert!

Aus Josephus, dem Einzigen wurde Josephus, der Verbitterte!

Weil seines Gewissens nach niemand in Frage kam, seine Nachfolge anzutreten, wurde Josephus Flavius unvorsichtig. Er war sich sicher: „Wenn sich jemand findet, meine Nachfolge anzutreten, dann soll es so sein.“ Noch hatte er absolut Recht, es war wirklich weit und breit kein neuer Imperator zu erspähen. Und sollte sich doch jemand finden, dann würde sich das Volk gegen diesen auflehnen, denn es hatte ja Josephus Flavius, den einzig wahren Herrscher.

Aus Josephus, dem Verbitterten wurde wieder Josephus, der Einzige!

Die Tage schmolzen dahin und Josephus Flavius behielt seinen Glauben. Doch weil alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende nimmt, stieg plötzlich ein Phönix aus der Asche. Einer, der nichts auf die Gegebenheiten und Gesetze des römischen Reichs gab. Einer, der in vergangenen Zeiten nicht zu Füßen von Josephus, dem Einzigen, kniete. Einer, der selbstsicher sagte: „Eine Handlung ist nicht richtig, wenn ihre Absicht nicht richtig gewesen ist!“ Zunächst war Josephus Flavius sich seiner sicher: „Das Volk wird ihn nicht wollen! Es geht dem Volk gut unter mir!“ Der Kaiser stellte die Gretchenfrage: „Lasst das Volk entscheiden, wen es zum Herrscher haben will!“ Und so passierte es, dass eines Tages Lorentzius, der Erste, den Platz von Josephus Flavius auf dem Thron einnahm. Lorentzius war ein schlauer Mann, der um das Wissen und die Macht des alten Kaisers wusste und diesen im Angesicht des Volkes über alle Maßen lobte. „Ich will neuen Glanz nach Rom bringen. Aber niemand weiß allein genug. Deswegen verspreche ich euch, dass ich Josephus Flavius fragen werde, wenn Rom vor Schwierigkeiten steht! Er wird uns beschützen!“

Und so wurde aus Josephus, dem Einzigen, Josephus, der Beschützer!

Der neue Besen kehrte gut. Der gesamte Senatsrat wurde neu aufgestellt, die Gefolgsleute von Josephus Flavius folgten ihrem Führer in den wohlverdienten Ruhestand. Lorentzius, der Erste, machte die Versprechungen nach neuem Glanz wahr. Rom war auf einen Schlag wieder wunderschön. Doch der neue Herrscher übernahm sich in gutem Glauben schnell. Josephus Flavius, beobachtete das Ganze aus sicherer Nähe: „Zügle deinen Groll, bändige deinen Unmut! Meine Zeit wird wieder kommen.“ Das Regieren ging ihm ab, es fehlte ihm. Er war zwar nicht mehr der Jüngste, doch das römische Reich war sein Kind, es war seine Schöpfung. Er brauchte Rom, Rom brauchte ihn. Und Rom brauchte tatsächlich jemanden, denn Rom stand vor dem Ruin. Das Volk begehrte auf. Lorentzius, der Erste, hatte gute Absichten, doch Rom war Rom und Rom hatte über die Jahre seine eigenen Gesetze, die nicht gebrochen werden durften. Feinde von außerhalb standen vor der Toren Roms, es war eine Frage von schnellen Entscheidungen. Die Würfel waren gefallen!

Aus Josephus, dem Beschützer, sollte Josephus, der Retter werden!

Doch Rom hatte sich verändert. Josephus Flavius konnte alleine nichts mehr ausrichten. Seine alten Weggefährten waren nicht bereit, einen neuen Weg mit ihrem langjährigen Imperator zu gehen. Sie wussten, dass Josephus Flavius´ Zeit abgelaufen war. Nur er selbst wollte es sich nicht eingestehen. Die Zeit verlangte nach einem neuen Feldherrn! Irgendwo unter seinen alten Gefolgsleuten fand sich plötzlich doch einer, der Rom nicht zerfallen lassen wollte. Er hieß Filippus Balkanus. Er war jung, er war gebildet, er hatte unter Josephus Flavius gedient und war einer von jenen, die das Reich vor Lorentzius´ Amtsantritt zusammengehalten hatten. Sein Weg ähnelte jenem von Josephus Flavius frappant. Das Volk hatte ihn als fleißigen und gewandten Heeresanführer kennengelernt und entschloss sich kurzerhand, ihm sein Vertrauen zu schenken. Filippus Balkanus tat was zu tun war. Auch er wusste um den Erfahrungsschatz und um die Fähigkeiten des langjährigen Eroberers und Imperators. Filippus wusste, dass er noch am Anfang seiner Entwicklung stand und von Josephus´ Weisheit viel lernen konnte.

Aus Josephus, dem Beschützer, war wieder Josephus, der Weise geworden!

Josephus wurde Mitglied des Senats, mehr noch: Filippus erschuf Josephus zu Ehren ein neues Amt, Josephus Flavius, der Präsident! Der neue Kaiser, Filippus Balkanus, scharte eine neue Gefolgschaft unter sich. Es war eine Gruppe von mutigen und klugen Menschen, die anpacken wollten. Es waren Ältere wie Josephus Flavius dabei, es fanden sich aber auch Frischlinge unter den Senatsräten. Filippus Balkanus war dabei, einen Weg zu finden, das Reich zu regieren. Er tat das mit ruhiger und beherzter Stimme. Er war ein Mann des Volks, er hörte zu, er legte selbst Hand an, er war ein Arbeiter.

Filippus Balkanus wollte Filippus, der Arbeiter sein!

Zu Beginn lief es besser als erwartet. Rom erholte sich schnell, Rom war auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Das alles geschah unter der Beobachtung von Josephus Flavius. Der neue Kaiser empfand großen Respekt für den alten Kaiser. Er konnte viel von ihm lernen, seine Ratschläge waren oft sehr wichtig. Aber Filippus Balkanus wusste auch, dass sein Führungsstil nicht jener sein sollte, den Josephus Flavius in seinen letzten Jahren gepflegt hatte. Auf der anderen Seite war sich Josephus sicher, dass man Rom nur mit harter Hand und Disziplin zum Erfolg führen konnte. Er zweifelte an den Fähigkeiten von Filippus Balkanus, doch ihm selbst teilte er das nie mit, auch wenn er oft die Gretchenfrage stellte: „Weiß der Imperator nicht, dass das nicht so geht?“ Die Antwort von Filippus: „Du lobst die anderen Zeiten, wir leben aber in unseren!“

Aus Josephus, dem Weisen, wurde Josephus, der Zweifler!

Josephus musste sich eingestehen, dass er Filippus nicht bekehren konnte. Also zog er sich aus dem Senat zurück. Er ließ Filippus alleine zurück mit seinen Gefolgsleuten. Manche von ihnen waren sich nicht sicher, ob es ohne Josephus funktionieren würde. Josephus selbst hielt sich vornehm zurück, getreu dem Motto: „Es ist eine große Sache, Stimme und Schweigen zu mischen!“ Weil Josephus sich über die Jahre immer noch eine kleine aber feine Macht erhalten hatte, nutzte er diese, um immer wieder Unruhe zu stiften. In der Nähe des neuen Kaisers gab er sich jedoch immer staatsmännisch und diplomatisch. Ihm passte nicht, wie die Dinge liefen. Wäre er Kaiser, würde er alles anders machen. Dem Imperator Filippus Balkanus war dies schnell klar, doch in Anbetracht der großen Verdienste und des Respekts, den man vor einer Legende, und das war Josephus Flavius zweifellos, haben muss, sagte er vor dem Spiegel oft zu sich: „Ertrage es und halte es aus! Eines Tages wird der Schmerz von Nutzen sein“.

Filippus der Arbeiter wurde so zu Filippus, dem Zurückhaltenden!

Es verging ein Jahr, es vergingen zwei Jahre, es vergingen drei Jahre, es vergingen vier Jahre: Filippus Balkanus genoss weiterhin die Unterstützung des Volks. Er und sein Team arbeiteten fleißig, sie arbeiteten hart, sie arbeiteten aus tiefster Überzeugung. Sie trafen Entscheidungen gemeinsam, und wenn sie manchmal falsch waren, dann standen sie dazu und versuchten es besser zu machen. Josephus merkte, dass seine Zwischentöne keine Wirkung zeigten. „Wenn mich der Himmel nicht hört, dann rufe ich die Hölle zur Hilfe!“ Pünktlich vor der Versammlung des Volkstribunats verstärkte er seine Bemühungen. Doch der Kaiser bekam dies zu Ohren. Er schwor, Josephus Flavius vor allen Leuten vor die Wahrheit zu stellen. Doch just in diesem Augenblick bekam Josephus diese Information von einem Mäuschen gesteckt. Josephus musste handeln, er drohte bloßgestellt zu werden. Also bat er kurz vor dem Volkstribunat um eine Audienz, in der er dem römischen Kaiser Honig ums Maul schmierte und ihn vor Fragen betreffend Statuten durch anwesende Mitglieder warnte. Filippus Balkanus fiel darauf rein, er schreckte zurück, er wollte die Legende nicht zu Fall zu bringen. Das hatte er sich nicht verdient. Also verschonte Filippus seinen Mentor, er zeigte sich gnädig.

Aus Filippus, dem Zurückhaltenden wurde Filippus, der Gnädige!

Das war ein Fehler, denn Josephus Flavius verfolgte andere Pläne. Er wollte den Kaiser und seinen Rat vor dem Volk bloßstellen. Immer wieder unterbrach er durch Zwischenrufe ins Plenum. „Das geht so nicht, das dürft ihr nicht machen, das Gesetz steht über allem, die Götter werden euch bestrafen! Ich will doch nur helfen!“ Immer mit dem Zeigefinger Richtung Himmel. Was wollte er damit bezwecken? Filippus Balkanus zerbrach sich den Kopf darüber, zunächst schwieg er noch. Doch als am nächsten Tag die Gladiatorenkämpfe im Colosseum vonstatten gingen und Josephus verlauten ließ, dass der Kaiser unfähig ist, das römische Reich zu führen, platzte Filippus der Kragen!

Aus Filippus, dem Gnädigen, wurde Filippus, der Entschlossene!

Aus Filippus Balkanus´ Brief an Josephus Flavius: „Es reicht! Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Heute ist er zerbrochen. Niemand ist größer als das Reich, nicht ich, nicht du! Du hattest deine Zeit zu regieren! Du hast Fehler gemacht! Ich versuche jetzt zu regieren, und das tue ich auf meine Weise! Auch ich mache Fehler! Aber ich werde nicht zulassen, dass du einen Keil in mein Reich treibst, für das ich verantwortlich bin! Bis dato war ich ein Mensch der Harmonie und des Respekts, aber wenn ich merke, dass jemand mir und meinen Leuten Unfähigkeit und fehlende Philosophie vorwirft, dann werde ich zum Löwen! Das Volk hat ein Recht zu erfahren, wie du denkst und es hat ein Recht zu erfahren, wie ich denke! Wenn du klug bist, wirst du dich in Zukunft vor solchen Äußerungen hüten. Deine Meinung zählt ab heute nichts mehr und sie ist ab heute auch nicht mehr erwünscht!“

Filippus hatte gesprochen, sein Wort war Gesetz. Es war sein Recht, er hatte viel zu lange tatenlos zugesehen. Wie hätte Josephus selbst reagiert, wenn jemand so gegen ihn gearbeitet hätte? „Man muss manchmal auch unpopuläre Entscheidungen treffen!“

 

Wie die Geschichte weiterging? Das ist eine andere Geschichte…

 

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