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KM Berichte 2010/11

Club 83 vs. SVSF 2:1 (0:1)

Club 83 vs. SVSF 2:1 (0:1)

Selten war es so schwer, ein Fußballspiel wie dieses in Worte zu fassen. Doch Herausforderungen sind dazu da, um angenommen zu werden. Die nackten Tatsachen: Der SVSF Pottschach verlor das Abstiegsderby beim Club 83 nach 1:0-Pausenführung mit 1:2. Die Art und Weise, wie das Ergebnis zu Stande kam, ist schwer zu beschreiben. Ein Kurzfazit könnte so lauten: Bis zur 82. Minute 1:0 vorne, als klar bessere Mannschaft zahlreiche Sitzer auf eine höhere Führung vergeben, im Finish durch zwei Elfmeterpfiffe von Herrn Kotsch tote 83er zum Leben erweckt. Bittere, gaaaaanz bittere Niederlage, die für den SVSF noch Folgen haben könnte.

 

So, und jetzt die Ereignisse im Zeitraffer: Schon vor dem Anpfiff sorgte der motivierte Referee Kotsch für Stimmung. Bis die Farbe der Stutzen von SVSF-Keeper Christian Benczik passte, verging eine ganze Weile. Da dachte man sich noch: Der ist ja ganz genau, der junge Mann, hoffentlich ist er auch auf dem Spielfeld so.

 

Doch schon in der 2. Minute fing der Salat an: Stjepan Slukan wird am Strafraumeck/Cornerlinie deutlich gestoßen, statt Foul gab´s noch drohende Worte für den Gefoulten (mit der Hand an der Hemdtasche). Der SVSF begann ziemlich forsch, das sah entschlossen aus, auch der Club versuchte (vor allem über den starken Kneissl auf der Außenbahn) mitzuspielen, Pottschach wirkte aber gefährlicher. Und wirklich, in der 12. Minute ein Eckball für die Gableck-Elf. Die Abwehr kann nicht klären, Christian Weninger lässt den Ball einmal aufspringen und schießt dann volley aus etwa 16 Metern genau ins kurze Eck, 0:1 und Jubel beim zahlreich angereisten SVSF-Anhang, die die Tribüne fast völlig in Beschlag genommen hatten.

 

Perfekter Beginn, der für das ersehnte Selbstvertrauen bei den Pottschachern sorgte. Die breite Brust wuchs und wuchs, in der 22. Minute steht Kurtl Bauer bei einem weiteren Eckball sträflich alleine, erwischt den Kopfball aber ganz schlecht. In der 27. Minute schickt Erkin Orhan einen Freistoß zur Mitte, Mathias Hecher lenkt den Ball Richtung Tor, Club-Goalie Pfeifer muss sich gehörig strecken. In dieser Phase vor der Pause kam der Club lediglich zu zwei Chancen (32., 42.), der SVSF hingegen hätte aus seinen drei Hundertern wenigstens einen reinhauen müssen. Bei einem Konter bediente Erkin Orhan Mathias Hecher mustergültig, der traf aus super Position aber den Ball nicht richtig (36.).

 

Das Zwischenfazit zur Pause: Pottschach besser, hätte höher führen müssen. Dazu gab´s auch noch eine zweite Elfmetersituation, bei der einem Clubberer der Ball im Strafraum deutlich an die Hand sprang. Herr Kotsch übersah auch das, zeigte dafür Markus Lechner nach einem vorbildlichen Sliding Tackling die gelbe Karte und drohte auch sonst immer wieder mit der Hemdtasche, keine Ahnung, was da drin war. Für einen 83er gab´s Gelb noch nach dem Pausenpfiff.

 

Nach Wiederbeginn steigerte sich der Ärger der Pottschach-Anhänger, zunächst aber, weil die Kicker in Rot-Weiß drei weitere Tausender kläglich ausließen. Zunächst traf Kurt Bauer nach einem Stanglpass die Latte, der Abpraller fiel dem freistehenden Christian Weninger vor die Füße, aus sieben Metern drüber (51.). Weninger hätte an diesem Abend überhaupt berühmt werden können. In der 59. Minute stand er nach toller Orhan-Vorarbeit erneut am Elferpunkt frei, traf den Volley aber ganz schlecht.

 

Weil nach einer Stunde die Kräfte bei einigen Pottschachern schwanden, war Trainer Thomas Gableck zum Tauschen gezwungen. Plötzlich fehlte jedoch die Entlastung nach vorne, Pottschach verlor mehr und mehr den Faden. Auch Herrn Kotsch ging es so, der hatte den Faden an diesem Tag aber noch gar nicht gefunden. Etliche Fehlentscheidungen auf beiden Seiten. Fouls für die falsche Mannschaft gegeben, Drohen mit der gelben Hemdtasche, usw. Der Club konnte damit vorerst nichts anfangen, immer wieder machten sich die Neustädter mit Fehlpässen das Leben schwer. Eigentlich ja alles paletti, doch trotzdem musste man als Pottschach-Fan ein flaues Gefühl im Magen haben, nicht so sehr wegen dem Gegner, mehr wegen Schiri Kotsch.

 

82. Minute: Kneissl stürmt in den Strafraum, Sinan Celik kann sich nur mit einem Foul helfen. Elfmeter, richtige Entscheidung, doch trotzdem ärgerlich und provokant, mit welcher Entschlossenheit und Arroganz Kotsch auf den Elfermeterpunkt zeigte. Manuel Karas legte sich den Ball zurecht, sicher verwandelt, 1:1. „Warte“, dachten sich die Neustädter, „da geht noch was“. Pottschach war nun völlig aus dem Ruder. Schon in der 85. Minute hätte es 2:1 für den Club stehen müssen: Kneissl wurde bei seinem Spaziergang im Strafraum nur eskortiert, die Flanke hätte der freistehende Pataki (der von Rene Breitenecker an diesem Abend leider nie unter Kontrolle gebracht wurde) versenken müssen, tat es aber nicht.

 

Dann die entscheidenden Momente: Stjepan Slukan an der Outlinie mit einem Foul, Pfiff, Slukan läuft auf Kotsch zu, weicht aber zwei drei Meter vorher aus und läuft weiter. Kotsch dürfte das wohl als tätlichen Angriff verstanden haben. Zack Gelb, zack nochmal Gelb, alles in einer Sekunde, macht Gelbrot (86.). Die Pottschacher Volksseele kochte nun endgültig, das Fass war längst übergelaufen. Doch der letzte Höhepunkt wartete erst: Minute 88, Flanke in den Pottschacher Strafraum, ein Clubberer geht zu Boden, Körperkontakt kaum, doch das reichte für Kotsch, erneut auf den Elferpunkt zu deuten. Wenn das Elfmeter war, hätte es in Halbzeit eins zweimal Elfer (plus Rot) geben müssen (okay, ein wenig übertrieben). Karas trat nochmal an, wieder dasselbe Ergebnis, Tor, 2:1. Der Club aus heiterem Himmel Sieger eines Spiels, dass Pottschach nie hergeben hätte dürfen.

 

Ja, aber aus war es noch lange nicht. Okay, das Spiel schon! Die Nachspielzeit (2 Minuten gab´s, mindestens vier hätte es geben müssen) entsorgte Doktor Kotsch wie einen entzündeten Blinddarm. Schlusspfiff. Komisch, dass Herr Kotsch schon nach diesem stehen blieb und Ordner des Club 83 auf das Feld liefen. Die ahnten wahrscheinlich schon, dass sich das Pottschacher Volk soviel Ungerechtigkeit nicht gefallen lassen würde. Und so wenig das Hereinlaufen von Zuschauern Richtung Schiri zu entschuldigen ist, so verständlich war es in diesem Moment. Es folgte ein Tumult, in dessen Folge Schiri Kotsch das einzig Richtige tat, nämlich so schnell wie möglich von der Bildfläche zu verschwinden. Die 100 Meter von der Outlinie bis zur Club 83-Kabine (die Schirikabine verpasste er) absolvierte er in gefühlten 9,5 Sekunden, was nahe an den Weltrekord von Usain Bolt (9,58) herankommt. Vor der Kabine zerlegte es ihn dann auch noch auf dem rutschigen Beton, ein Glück, dass er sich dabei nicht das Kreuzband riss. Als er auf dem Gang vom Schreiber dieser Zeilen beruhigt und gefragt wurde, „ob denn das alles notwendig war“, schien der junge Mann den Tränen nahe. Immer wieder stammelte er: „Ich weiß eh, ich weiß eh!“ Nach dem umfassenden Geständnis übernahm die nebenan stationierte und gerade bei der Abendjause gestörte Polizei das Zepter. So sieht Durchsetzungsvermögen aus! Vier Mann bewachten die Schiedsrichterkabine, aus der Herr Kotsch, Herr Stampf mit ihren Securities nach ca. einer halben Stunde die Sportanlage unter dem tosenden Applaus zahlreiche Pottschacher verließen.

 

Fazit: Gut, dass sich bis auf die Brille von Club-Trainer Günther Pürzl (hoffe, das wird wieder) keiner verletzte. Die Treibjagd auf Kotsch ist nicht zu entschuldigen, mal abwarten, ob es Strafen (Versagen des Ordnerdienstes bzw. Beschimpfung durch einen Funktionär) setzt. Sollte es welche geben, soll das Geld für die Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern verwendet werden. Sicher ist, dass Herr Kotsch heute nicht gut schlafen wird und vor dem Zubettgehen sicherheitshalber nochmal in einem Kleiderschrank nachschauen wird, ob sich eh keine Pottschacher Anhängerin mit einer Plastiktasche darin versteckt.

 

Sportliches Fazit: Schade, dass die ehrenamtliche Arbeit zahlreicher Menschen in wenigen Momenten so zerstört werden kann. Schiribeobachter Herr Zanat hat die Partie gesehen, schade, dass wir ihn nicht fragen konnten, was er zu dieser Leistung sagt. Was aus diesem unvergesslichen Spiel bleibt, ist die Tatsache, dass der SVSF leider selber schuld dran ist, denn wenn man nur die Hälfte der vorgefundenen Topchancen verwertet hätte, hätte Kotsch am Ende drei Elfmeter pfeifen können und es hätte nichts ausgemacht. Die siebente Niederlage in Folge bedeutet, dass Pottschach im Abstiegskampf vier Runden vor Schluss schlechte Karten hat. Statt fünf Punkten Vorsprung auf Zillingdorf und Schlöglmühl (der Club wäre wohl schon weg, so aber tanken die jetzt auch nochmal Hoffnung), wartet jetzt eine Nervenschlacht mit Heimspielen gegen Pitten und Zöbern sowie Auswärtsspielen in Eggendorf und Hirschwang. Zillingdorf und Schlöglmühl spielen beide noch gegen Theresienfeld, haben, wenn alles der Papierform entspricht, mindestens 22 Punkte fix auf dem Konto.

 

Vielleicht kann der SVSF aber doch noch Kapital aus dem heutigen Abend ziehen: Das neue deutsche Wort „VERKOTSCHT“ wird auf Antrag vom SVSF hoffentlich in das österreichische Wörterbuch aufgenommen. Vielleicht so…

 

VERKOTSCHT, oder auch: betrogen, hintergangen, gelackmeiert, hinters Licht geführt, verraten, angeschmiert, geleimt, geprellt, getäuscht, runtergepfiffen. Weitere Vorschläge bitte als Kommentar posten.

 

Over and out! Gute Nacht!

PS: Dieser Spielbericht ist rot-weiß gefärbt und subjektiv!

 

SVSF: Benczik, Gaulhofer, Breitenecker, Celik, Bauer (60. Ratzinger), Slukan, Weninger, Stix, Orhan (73. Pfalzer), Mt. Hecher, M. Lechner (66. Egger).

 

Tore: 0:1 (12.) Weninger (A: —); 1:1 (82.E), 2:1 (88.E).

 

Highlights

2.: Slukan am Strafraumeck gefoult, kein Elfmeter.

12.: Corner SVSF, der Club 83 bringt den Ball nicht weg, Weninger am Sechzehner mit dem Volley ins kurze Eck, 0:1.

22.: Corner Pottschach, Bauer kommt unbedrängt zum Kopfball, verzieht aber komplett.

27.: Freistoß durch Orhan in die Mitte gebracht, Mt. Hecher verlängert, der Tormann mit einer Parade.

32.: Fallrückzieher eines Neustädter aus spitzem Winkel ins kurze Außennetz.

34.: Handspiel eines Neustädters im Strafraum, wieder kein Elfmeter.

36.: Konter SVSF, Orhan mit dem idealen Stanglpass auf Mt. Hecher, dessen Abschluss aber zu schwach.

42.: Freistoß Club durch Kneissl, Benczik lässt den Ball aus, aber kein Abnehmer ist da.

51.: Ein abgefälschter Stanglpass landet am langen Eck bei Bauer, der trifft die Latte, plötzlich steht Weninger am Fünfer allein, verzieht aber ebenfalls.

59.: Orhan setzt sich an der Cornerlinie durch, Hereingabe auf Weninger, der schießt aus sieben acht Metern freistehend drüber.

82.: Foul von Celik an Kneissl, Elfmeter (ist zu geben), Karas verwandelt, 1:1.

85.: Kneissl spaziert durch die Abwehr, seine Flanke vergibt Pataki alleinstehend per Kopf kläglich.

86.: Slukan sieht innerhalb von einer Sekunde (!) 2x Gelb, macht Gelbrot.

88.: Flanke in den Pottschacher Strafraum, ein 83er fällt, Elfmeter! Karas verwandelt, 2:1.

 

GK: Club 83 (45. Foul, 54. Kritik, 66. Kritik); Orhan (22. Foul), M. Lechner (37. Kritik), Breitenecker (62. Foul), Slukan (86. Foul, 86. ???), Benczik (90. Kritik).

 

GR: Slukan (86.+86.).

 

SVSF-Men of the Match

Der SVSF-Anhang: trotz sechs Pleiten in Folge mit über 100 Mann/Frau/Kind auf der Tribüne, dass muss man erst gesehen haben.

Kotsch Christopher: siehe unten.

 

SR Kotsch, Stampf: man sah schon viele schwache Schirileistungen auf den Fußballplätzen Niederösterreichs, diese von Herrn Kotsch wird aber in die Pottschacher Annalen eingehen: reihenweise Fehlentscheidungen, den Elfmeter zum 1:2 gegeben, dafür zwei Situationen, die deutlich mehr als beim zweiten Elfer waren, nicht. Arrogant, mit gelben Karten herumfuchtelnd, das sollte Stärke darstellen, war aber in Wirklichkeit nur Angst, pfiff sich im Finish in einen Strudel, aus dem es kein Entkommen kam. Am Ende Matchwinner für den Club 83.

 

Flugfeld Wr. Neustadt, 180 Zuschauer (darunter zwei Drittel aus Pottschach).

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